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jso maeder
Geb. in St.Gallen/CH. Akademie der bildenden Künste Wien; Assistent Studio Prof. Joseph Schulz. Aufenthalte und freie Studien in München, Napoli, Paris.
Seit Mitte der 1980er-Jahre beschäftigt er sich in seinen diversen Projekten vornehmlich mit Vorgängen in künstlerischen Praxen und den entsprechenden diskursiven Positionen in der Moderne und dem 20. Jh. Ab den 1990ern fokussiert er diesen Zusammenhang in seiner Arbeit vermehrt in Bezug auf Konzepte des Raums in unterschiedlichen Bereichen, insbe-sondere unter Gesichtpunkten einer Dimensionalität nichtstatischer und zufälliger Verhältnisse.
Multimediale Arbeiten in situ als experimentelle „Räume der Mischungen“.
Gastdozent Akademie der Künste Wien (1995 und 2000). 2016 Preis der UBS Kulturstiftung für das künstlerische Schaffen.
Gründer der «Gesellschaft des Glücks der Verfehlung» (2008), einer Plattform des nondisziplinären Austauschs hinsichtlich theoretischer und künstlerischer Praxen.
Lebt in Zürich.
JSO MAEDER
Academy of Fine Arts Vienna; Assistent at the studio of Prof. Joseph Schulz. Stays in Munich, Naples, Paris.
Since the middle of the 1980ies continous conceptual explorations on artistic practices in modernism and the 20.th century, in particular in relation to cultural determinations of spatial events.
Multimedia works in situ like experimental „Mixed Spaces“. Guest lecturer at the Vienna Academy of Arts (1995 and 2000). Founder of the «Gesellschaft des Glücks der Verfehlung» (2008). Lives in Zurich.
Volker Demuth
Jso Maeders Kollateralkunst
Sprache findet in der Sprache statt. Sprache ist die Finsternis der Neurowissenschaft. Aber was können wir sehen? Können wir ohne Sprache wirklich sehen? Oder, in ande-ren Worten, wo findet das Bild statt? Fragen, um die eine zeitgemäße Kunst nicht her-umkommt und sie bestimmen deren Wichtigkeit wesentlich mit.
Auf intensivste, inständigste Weise wirken sie als Generator der Arbeiten von Jso Maeder. Was er als Grey Sphere Problem formuliert und als materiellen Komplex ent-wirft, ein längerer, noch andauernder Arbeitsprozess, stellt darum ein eminentes „werk-denk-modell“ dar. Eine Recherche in Form einer künstlerischen Ausdrucksbe-wegung. Es handelt sich dabei um die Bewegung in einen Raum. Welchen Raum? Oder, wiederum anders formuliert, wo findet der Raum seinen Ort? Es scheint ein Schachtelprinzip: Raum im Raum im Raum – Erdraum, Stadtraum, Museumsraum. Aber wie, in welchem Verhältnis stehen die Körper, darunter auch unser eigener, im verschachtelten Raum? Erreichen sie noch irgendeinen wirklichen Ort, einen Lebens-Raum? Maeder nimmt Skulpturen, arrangiert eine Stahlkonstruktion, setzt ein Künst-lerbuch hinzu und fügt dies und weiteres im Raum zusammen, präsentiert sie als Ort. Und dabei merken wir an jeder Stelle den Stachel der Einheit: die Perspektive zerfällt. Sie ist eine Sammeloptik, eine Zusammenordnung, eine neuzeitliche Ikone, deren Magie verflogen ist.
Die künstlerische Anordnung, der museumsinterne Überblick fällt auf den ordnungs-offenen Blick zurück, auf die Eindimensionalität der Sache und des Vorgangs. Der Raum schließt sich nicht, weder in unserer Vorstellung, noch in unserem Denken. Das ist ent|täuschend. Zugleich gibt es der Fragwürdigkeit der Prozesse und Sachen einen unmittelbaren Anstoß. Und jeder Feststellung die Würde einer grundlegenden Frage zurück. Maeders Raum räumt die Verwirrungen und Verstörungen der Ferne ein, des Insularen und der Grammatik von Isolation.
Der postutopische „Werkraum“ von Jso Maeder schillert zwischen realistischer Tauto-logie, einem Welt-Theater der Anspielungen und der konzeptuellen Konfrontation. Postutopisch, weil hier – wie auch im digitalen Welt-System der Jetzt-Zeit – kein Datum oder Ding als Widerspruch, Gegensatz, Antithese zugänglich wird, sondern stets als Facette, Variation, Zusatz, Erweiterung. Die Differenz, die einen Unterschied macht, wird zur Diversion, die die Welt um eine Möglichkeit erweitert. Das ist der Grund, weshalb nun nichts mehr dialektisch aufzuheben oder fortschrittlich zu über-winden ist, alles ist immer nur zu erweitern. Das Theatrum mundi ist die globale In-Group der distinkten Indifferenz. Wie nahe kommt dem Maeders Graue Sphäre?
Es geht in einem solchen „Raumwerk“ nicht nach vorne, sondern nur hin und her, im nicht abschließbaren Geflecht der Beziehungen, in den Schleifen der Reize, den Loops von Überspielungen. Wir beobachten das Zucken und Kreisen der Dinge und Bedeu-tungen, die sich durch die Abstände ihrer Werte, Formen und Funktionen bewegen. Der Körper, der von diesem Raum übernommen wird, also unser Körper, dreht sich durch Zeichen und Stimulationen. Maeder ist ein raffinierter, anstößiger Installateur der Zyklomoderne.
Dazu gehört die Reminiszenz, die Remontage, die Revokation. Was hier sieht, ist ein verletztes Sehen, was hier sich zeigt, tut es in einer anhaltenden Bedeutungsverzö-gerung. Präsent gleichwohl, wie jede tote Sprache in einer lebenden noch existiert. Wie jedes vergangene Medium in einem aktuellen weiter operiert. Die Vergangenheit schließt in dieser „Grey Sphere“ zur Jetzt-Zeit auf, die Zukunft bleibt in der Gegenwart hängen, in dem, was vor ihr liegt. Mit diesem Werk entsteht – in der Dimension von Erdraum, Stadtraum, Museumsraum – jene Kollateralkunst, mit der sich unsere Epo-che im Modus der Ästhetik erfasst.
Volker Demuth ©2014
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seit 2020, summaries
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publikation
Jso Maeder: „CHR. K. — Journal um eine Erwartung 1995 - 2018“. Hrsg. Peter Zimmermann. Mit Texten v. Johannes Binotto, Sabine Folie, Frank M. Raddatz.
Vexer St.Gallen/Berlin 2021.
Jso Maeder: „B°n Battery - Stalker's Archive“. Künstl. Beitrag / Inserts im DIAPHANES MAGAZIN No.3, Ausg. Winter 2017/18, Zürich & Berlin
Volker Demuth: "Jso Maeders Kollateralkunst", in: "Das Fremde ist nur in der Fremde fremd", Hrsg. Christinger/Frey/Jaeggi; Kat. Museum Rietberg "Gastspiel".
Ed. Patrick Frey, Zürich 2014
Marietta Rohner: „Jso Maeder: Experiment – Raum als «Werk», („Gastspiel“ im Museum Rietberg)“. Eintrag 14.08.2014 https://www.mariettarohner.ch/
Martine Lusardy et al., "Imagetexte", Kat. Ed. Topopgraphie de l'Art, Paris 2012
Jso Maeder: „Zum Glück auf Erden - About Happiness on Earth, 1999-2007“.
Hrsg. in Zusammenarbeit mit Hans-Peter Wipplinger und Peter Zimmermann.
Textbeiträge von Bazon Brock, Volker Demuth, Christoph Geiser, Jso Maeder, Simon Maurer, Robert Pfaller. Buchhandlung Walther König Köln 2008
Dominique von Burg, „Jso Maeder“. Kunstbulletin 4/2014.
Dominique von Burg, „Going Public“. Kunstforum Int. Band 212.
Edith Krebs, „Gegen Gewissheit“. TagesAnzeiger Zürich 03.Juli 2008
„Nahbar. Installation, Bild, Skulptur“. Kat. Hrsg. Verein Nahbar, Stephan Schwald,
St.Gallen 1998
„Multiple“. Hrsg. Alfons J. Keller, AtelierGalerie, Peter Röllin (Text), Kat. St.Gallen 1993
Stefan Imhoof, „La Crise et la Complication moderne. Sur le Travail de Iso-Iso“. Kat.
Genf 1992
Siegfried Wichmann, „Iso-Iso, ein Maler des bekannten Unbekannten“.
Augsburg/München 1988
10 Jahre Atelier-Galerie. Galerie der aktuellen Ostschweizer Kunst. Kat. St.Gallen 1988
„Iso-Iso. Sichtung. Arbeiten von 1986-1987“. Text: Stephan Vogel et al.,
Dölle München 1988
exhibition
Ausgewählte Projekte und Ausstellungen:
Personal: „Unruhige Landschaften“ (mit V. Demuth (Lyrik) und S. Sinn (Film)), Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop, 2022. — „Mischzeit“, Basis Goldgelb, The Valley Kemptthal, 2022. —„ Retro 45/60 - School's out, Weather changes“, Met. Institute, Zurich, 2018. --"Golem Bohn", Golem Hamburg, 2014. -- „INTERMEZZO_BOHN“, msk Artspace, Lucerne, 2014. -- „Fluchtkunst, dissoziativ“, Denkerei, Berlin, 2012. -- „SIT - Ulrich's place, a cabinet“, Ulrich Harsch Gallery, Winterthur, 2011. -- „ENTREVUE“ Hannes Brunner and Jso Maeder, Barbarian Art Gallery/Natasha Akhmerova, Zurich, 2010. -- „Kunst im Büro 66/5“, Zurich, 2008. -- „Zum Glück auf Erden“, Museum Moderner Kunst, Passau, 2006. -- „selection 0602“, Dölle-Haus, Munich, 2002. -- „Werk-Raum“, E. & O. Gubler-Hablützel-Stiftung, Zurich, 1996. -- „Traces II“, Analix, Geneva, 1992 (Kat.). -- „Tracce“, Centro Culturale „Di Sarro“, Rome, 1990. -- „Définitions“, Galerie Türck, Munich (Kat.) / Galerie Pascal Polar, Bruxelles, 1989-90.
Gruppen: „Zellenleben“, Kunstraum Kreuzlingen, 2019. -- „KUNST:SZENE ZURICH“, U5 Zurich, 2018. -- „Materialities of Language“, Harsch Gallery, Winterthur, 2017-18. -- “What's Cooking II“, Haus z. Glocke, Steckborn, 2017. -- „The Trial“, Corner College, Zurich, 2016-17. -- „Catch of the year“, Dienstge-bäude, Zurich, 2016-17. -- „New Buenos Aires“, Corner College, Zurich, 2016. -- „Project 0304 / Denkmal für einen Behälter“, Neue Kunsthalle Zurich, 2016. -- "L'édifice immense du souvenir", Christinger de Mayo, Zurich 2014. -- "Gastspiel", Museum Rietberg, Zurich 2014. -- „Ungewisses Tun/Uncertain Practice“, Natasha Akhmerova, Zurich, 2012. -- „IMAGETEXTE“, Topographie de l'Art, Paris, 2012. -- „GOING PUBLIC“, Barbarian Art/Natasha Akhmerova, Zurich, 2011. -- „Wenn die Nacht am dunkelsten ist, kommt der Tag“; Helmhaus Zurich, 2010. -- „Carpe Noctem - Der unberechenbare Zeuge“, DATA im Kunst-raum R57, Zurich, 2009. --„Metamorphose du livre“, Bibliothèque Forney, Paris, 2004. -- „Nahbar“, St. Gallen, 1998 (Kat.). -- „Installation Art Award“, The Angel Orensanz Foundation, New York, 1998.
chronology